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Geschichte des LSKH

Das Lesbisch-Schwule Kulturhaus von 1991 bis 1999

Mit einem Empfang am 27. Mai 1991 wurde das LSKH offiziell eröffnet. Die Eröffnungsrede hielten Hannelise Richter von LLL e.V und Stefan Buss von Emanzipation e.V.

Ansprache und Grußworte aus der Politik wurden von Margarete Nimsch (Dezernentin für Frauen und Gesundheit), Frank Mußmann (Amt für Wissenschaft und Kunst), Brigitte Sellach (Staatssekretärin im Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit) und Evi Schönhut-Keil (Referentin für Frauen, Soziales, Gesundheit und Drogen) vorgetragen.

eine Straßenbarrikade in der Klingerstraße mit einem pinkfarbenem Banner, auf dem steht "Dem Warmen Schönen vom anderen Ufer"

Phase des Aufbaus

Zum damaligen Zeitpunkt bestand das LSKH aus dem Anwesen Klingerstraße 6 und Stolzestraße 11, die eine bauliche Einheit bildeten. Dabei waren jedoch erst der 2. und 3. Stock in der Klingerstraße restauriert und wurden als Büro und kleinere Veranstaltungsräume von LLL und Emanzipation genutzt.

Das Erdgeschoss und der Veranstaltungsraum im 1. Stock der Klingerstraße waren noch im dem Rohzustand, wie sie von den vormaligen Mietern (Fliesen- und Bäderausteller sowie einem Küchenstudio) verlassen wurden – alle drei Meter eine andere Kachel an den Wänden, eingezogene Zwischenwände und, und, und…

Die Stolzestraße wurde noch von jugendlichen Mietern bewohnt, denen die Stadt diese Räume in sehr renovierungsbedürftigem Zustand zur Verfügung gestellt hatte.

Geplant war mit der Aidshilfe Frankfurt zusammen in der Stolzestraße ein betreutes Wohnprojekt für AIDS-Kranke und eine Kultur- und Begegnungsstätte für Schwule, Lesben und die interessierte Bevölkerung in der Klingerstraße.

Kultur und Veranstaltungen

Kulturarbeit fand bereits zum damaligen Zeitpunkt im Off statt. Veranstaltungen im Gallustheater, den Sälen der Frankfurter Saalbau, Straßenfeste, an der Uni – Infoveranstaltungen, kulturelle Events mit lesbisch-schwulen KünstlerInnen und die Homosolidaritätstage. Die Federführung für das Projekt hatte das Dezernat für Wissenschaft und Kunst in Absprache mit dem Dezernat für Soziales und Frauen.

Die städtische Unterstützung von 220.000 DM im ersten Jahr für beide Vereine waren vorrangig zweckgebunden an kulturelle Veranstaltungen. Ganz besonders in der kulturpolitischen Arbeit sahen die beiden Trägervereine die Möglichkeit mit der Gesamtbevölkerung in einen konstruktiven Dialog über Homosexualität und die Lebensentwürfe lesbischer und schwuler Menschen zu treten.

Die Restaurierung der Veranstaltungsräume wurde von ehrenamtlichen Kräften übernommen, die in nicht enden wollendem Einsatz über die Jahre das LSKH in das verwandelt haben, was es heute ist. Abstriche mussten immer wieder gemacht werden, nicht zuletzt auch wegen der konsequenten Streichung der Zuschüsse durch die Stadtversammlung. So ließ sich das Wohnprojekt nicht realisieren und auch der 3. Stock mit den Räumen der Emanzipation musste aus Kostengründen aufgegeben werden.

LSKH bleibt

Trotz aller Widrigkeiten denken wir, dass das LSKH heute nicht mehr aus Frankfurt wegzudenken und Bestandteil der schwul-lesbischen Szene geworden ist. Deshalb setzen wir uns auch heute noch mit allen Kräften für den Erhalt ein. Denn immer wieder gibt es Menschen und Gruppierungen, die zwar nicht in der Öffentlichkeit, trotzdem aber sehr energisch gegen Homosexualität Politik machen.

Von einer Gleichstellung von Schwulen und Lesben kann noch lange nicht gesprochen werden, auch wenn in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt wurden. Unsere Präsenz in der Öffentlichkeit und unser Wille und Forderung zum Dialog sind aber ein Weg dorthin – um das zu erreichen, was der Eine oder die Andere schon selbst erfahren hat: „Das ist ja bei Euch wie bei ganz normalen Leut’“.

Uwe Göritz
28.11.1999